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ein Essay von Manuel Glüheisen



Zwischen Theologie und Wissenschaft


Vorwort des Autors


Dies ist ein Essay, den ich am 20.Oktober 2001 für meine damalige Religionslehrerin Frau Schmidt-Meier schrieb. Sie litt an eine Art Glasknochenkrankheit, die durch einen genetischen Defekt bedingt war. Sie sprach in einer Schulstunde mal das Thema biogenetische Aufbesserung für Gendefekte an. Aufgrund ihrer religiösen Überzeugung hielt sie es für ungläubig oder unchristlich diesen Fortschritt der Medizin-Technik zu nutzen. Ich habe mich gedanklich intensiv mit dieser Frage beschäftigt und dieser Essay ist das Ergebnis: Eine Stellungnahme!
Allerdings beschäftigt der Text sich auch mit Glaube und dem Sündenfall und ist dadurch philosophisch ausdrucksstark...



Aus christlich ethischer Sicht ist das Anwenden biotechnischer Maßnahmen zum Lindern, bzw. Heilen von (schwerwiegenden) Krankheiten nicht vertretbar, da es als Stümperei gegenüber Gott angesehen wird. Man pfuscht in seine Schöpfung des Menschen, so eine theologische Betrachtung mit der ich konfrontiert wurde.
Meines Erachtens nach besteht ein Widerspruch in dieser christlichen Sicht gegenüber anderer Anhaltspunkte in der Theologie! Da ich mir bezüglich dem religiösen Glauben und den wissenschaftlichen Betrachtungen trotz ausgiebiger Beschäftigung mit diesem Thema noch im Unklaren bin, habe ich über die Aspekte diesbezüglich und auch speziell mit diesem Gesichtspunkt oftmals philosophiert.
Unter anderem um Klarheit zu erhalten und gegebenenfalls die mir logischerscheinende Wissenschaft mit der mir bedeutsamen Religion, bzw. dem Gottesglauben zu kombinieren. Für mich ist die oben genannte theologische Betrachtungsweise identisch mit den Ansichten, dass Gott die immer wieder stattfindenden Kriege vermeiden sollte und dass er - wie auch für zuletzt genannten Stichpunkt - für die Erkrankung, das Sterben und das Hungern der Kinder in der Dritten Welt, sowie für allen schwerwiegenden, unnötigen Leid in der Welt verantwortlich ist.
Doch – um mich auf die christlichen Ansichten in der Bibel zu beziehen – war es laut Bibel so, dass die Menschheit bereits zuvor schon einmal Unvernunft angenommen hat und lieber ihren Eigennutzen, ihrer Egozentrik und ihren Bestreben nach Macht, Reichtum und Massenkonsumierung nachgekommen ist als Gottesgesetze zu befolgen, die Natur und ihre natürlichen Ressourcen nicht zu vernachlässigen und mit Vernunft, Gottesachtung und Nächstenliebe zu existieren.Gott sah also, dass die Gesellschaft moralbeträchtlich verkommen war und beschloss uns eine zweite Chance zur Verfügung zu stellen- er initiierte eine alles vernichtende Sintflut und gab zwei Menschen die Möglichkeit eine neue, diesmal „vernünftige“ Gesellschaft zu erschaffen!
Doch dieses misslang erneut und die Menschen verfielen wieder der Unvernunft. Nach der Bibel, erklärte Gott nachdem er diese Erkenntnis machen musste, dass er die Menschen nie wieder in dieser Hinsicht unterstützt und diese nun diesbezüglich auf sich selber gestellt waren. Doch statt diese Äußerung als Warnung und Denkanstoss anzusehen wurde sie größtenteils ignoriert und alle oben aufgeführten Unvernunfthandlungen prägten sich immer mehr aus.
Somit haben wir alle Konsequenzen aus menschlichen Handlungen, was zweifellos Kriege und das Hungern und Verenden von Kindern in Entwicklungsländern sind selbst zu verantworten. Und, meiner Ansicht nach ist es eine Zumutung und eine Anmaßung Gott dafür zu beschuldigen. Um wieder auf die Gentechnologie zurück zu kommen und der theologischen Ansicht: Wenn wir Menschen mehr Verantwortungsbewusstsein, sowie viele andere von Gott immer wieder verkörperten und dargestellten Eigenschaften besäßen, dann gäbe es vielleicht oder eher höchstwahrscheinlich keine Dritte Welt, keine Kriege und auch keine schwerwiegenden genetischbedingten Krankheiten oder auch AIDS und Krebs.
Aber nun existieren hauptsächlich durch die Menschen diese schrecklichen Angelegenheiten und da wir auf uns selbst gestellt sind müssen wir sie selbst verantworten und uns um diese kümmern. Nach diesen christlichen Ansichten, kann ich nicht nachvollziehen, weshalb das Anwenden biotechnischer Maßnahmen zum Lindern, bzw. Heilen von (schwerwiegenden) Krankheiten nicht christlich ethisch vertretbar sein sollte.
Es wäre nicht angesichts der Theologie vertretbar, wenn die ursprünglichen Umstände im Verhältnis zu Gott seit Anbeginn der Zeit unverändert wären, aber das sind sie nachgewiesenerweise. Und demnach ist es meines Erachtens nach in dieser Hinsicht in vollem Umfang christlich ethisch vertretbar. Es ist also ein unwiderruflicher Kreislauf der Philosophie- zwischen Theologie und Wissenschaft. Zuletzt will ich noch darauf aufmerksam machen, dass mit dieser Meinung nur die Nutzung von Gentechnologie zum Heilen oder Lindern von Krankheiten betroffen ist und nicht etwa das Klonen von Menschen oder andere ähnlich unethische Verfahren bezüglich der Biotechnologie.